Kastanien: Das kleine Wunder für Haushalt und Schönheit
Seiteninhalt
Durch das Blättermeer schlurfen und aus Kastanien Männchen und Igel basteln – das war für mich als Kind das Schönste am Herbst. Auch meine Großmutter sammelte die rotbraunen Herbstfrüchte und ich staunte, was sie alles daraus zauberte.
Kastanien: Das kleine Wunder für Haushalt und Schönheit ist bin vielerlei Hinsicht wertvoll. Wie du sie nutzen kannst, erfährst du hier.
Edelkastanie oder Rosskastanie
Zwei Kastanienarten sind in unseren Breiten zu Hause: die Edelkastanie und die Rosskastanie.
Trotz der Ähnlichkeit der Früchte sind sie genetisch nicht miteinander verwandt. Du kannst sie jedoch gut voneinander unterscheiden, denn Edelkastanien (oder auch Esskastanien, Maroni, Marroni) sind gegenüber Rosskastanien kleiner und runder. Zudem gehören sie verschiedenen Pflanzenfamilien an. Während die Edelkastanie zu den Buchengewächsen zählt, gehört die Rosskastanie zur Familie der Seifenbaumgewächse.
Nicht nur äußerlich und familiär, sondern auch in der Verwendung gibt es Unterschiede.
Edelkastanien (Castanea sativa) kannst du essen, indem du sie kochst oder backst.
Die in Österreich und in der Schweiz beliebten so genannten „Maroni“ pder „Marroni“ sind eine besondere Züchtung der Esskastanie., die noch intensiver und süßer schmeckt.
Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) solltest du dagegen nicht essen. Dank ihrer Inhaltsstoffe haben sie stattdessen besondere Eigenschaften als biologisches Wasch- und Reinigungsmittel sowie eine bemerkenswerte Wirkung in der Naturkosmetik und -heilkunde.
Rosskastanien im Haushalt
Rosskastanien sind eine Unterfamilie der Seifenbaumgewächse und enthalten deshalb so genannte Saponine. Das ist ein Inhaltsstoff, der auch in der industriellen Seifenproduktion verwendet wird.
Da liegt es doch nahe, dass man sie auch als selbst gemachtes biologisches Wasch-und Reinigungsmittel nutzen kann. Kaum zu glauben, aber das funktioniert tatsächlich sehr gut.
Probiere es aus!
Rosskastanien als Waschmittel nutzen
Für saubere Wäsche zerkleinere fünf bis sechs Kastanien so gut wie möglich (am besten im Mixer) und gib sie in ein Schraubglas.
Achtung! Falls du weiße Wäsche waschen möchtest, solltest du die braunen Schalen vorher aussortieren. Bei Buntwäsche sind sie kein Problem.
Füge kochendes Wasser zu. Nach ungefähr zwei bis drei Stunden wird das Wasser milchig. Zwischendurch Schütteln nicht vergessen!
Gieße das Wasser durch ein Sieb und fertig ist das biologische Waschmittel. Du kannst es nun direkt ins Waschmittelfach deiner Waschmaschine gießen.
Ein biologisches Spülmittel herstellen
Nach der gleichen Zubereitungsart lassen sich Rosskastanien auch als biologisches Geschirrspülmittel nutzen.
Rosskastanien als Reinigungsmittel nutzen
Für ein Reinigungsmittel gib 7 zerkleinerte Rosskastanien mit gut einem Liter Wasser in einen Topf.
Füge noch eine in Scheiben geschnittene Zitrone zu. Lasse die Mischung kurz aufwallen und nimm den Topf vom Herd. Die Kastanienmischung sollte nun etwa 2 Stunden durchziehen.
Nach dieser Ruhezeit gieße die Mischung durch ein Sieb, gib noch etwa 3 gestrichene Esslöffel gemahlenen Leinsamen zu und rühre so lange, bis er sich in der Flüssigkeit aufgelöst hat.
Zur Aufbewahrung eignet sich eine Plastikflasche mit Schraubverschluss.
Rosskastanien in der DIY Kosmetik
Rosskastanien enthalten ein Gemisch aus mehr als 30 verschiedenen Saponinen, welches auch Aescin (oder Escin) genannt wird und dessen entzündungshemmende Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Aescin kann zudem den Abbau von Hyaluronsäure hemmen. Das ist beispielsweise interessant, weil Hyaluronsäure beteiligt ist. wenn verletztes Gewebe repariert werden muss. Zudem hat Hyaluronsäure die Eigenschaft, Wasser zu binden, weshalb sie die Haut vor Feuchtigkeitsverlust schützen und ihre Straffheit erhalten kann.
Ein weiterer Inhaltsstoff – das so genannte Proanthocyanidin A2 – wirkt nicht nur entzündungshemmend, sondern auch wundheilend und antioxidativ (1).
Dass Rosskastanienextrakt ein bedeutender Kämpfer gegen freie Radikale ist, entdeckten Wissenschaftler beim Vergleich mehrerer Pflanzen bezüglich ihrer antioxidativen Wirkung. Sie stellten dabei fest, dass sie besonders schützend gegen jene Zellschäden wirkt, die durch aktiven Sauerstoff verursacht werden (2).
Und so kannst du sie in deinen selbst gemachten Heil- und Kosmetikprodukten nutzen:
Ein Duschgel selber machen
Ein Duschgel selber herzustellen, hat viele Vorteile. Es ist günstiger, spart Müll und es kommt ohne chemische Zusätze aus. Du brauchst nur wenige Zutaten und die Herstellung ist überhaupt nicht kompliziert.
Gib einfach die zu groben Krümeln zerkleinerten Kastanien und den zerkleinerten Apfel samt Kernen in einen Topf und gieße 300ml Wasser auf. Lasse die Mischung 10-15 min. leise vor sich hin köcheln. Anschließend gibst du das Gemisch durch ein feines Sieb in einen etwas höheren Messbecher. Rühre nun zwei gestrichene Esslöffel gemahlenen Leinsamen in den noch heißen Sud ein. Der Leinsamen sollte sich komplett auflösen, deshalb musst du gut rühren. Anschließend kannst du – falls du trockene Haut hast – noch etwas Kokosmilch zugeben. Fülle das Duschgel nun in eine Spenderflasche. Da es kein Konservierungsmittel enthält, solltest du es innerhalb weniger Tage verbrauchen.
Kastanien – Öl als Heilmittel und Salbengrundlage
Dem Kastanien – Öl wird nachgesagt, ein bewährtes Hausmittel gegen Besenreiser und Krampfadern zu sein..
Alles, was du dafür brauchst, sind 50g kleine, gehackte Kastanien und 250ml Olivenöl.
Fülle zuerst einen Topf zu 1/4 mit Wasser.
Nun gibst du die sehr klein gehackten Kastanien zusammen mit dem Olivenöl in eine Schüssel. Die Schüssel sollte auf den Topf passen, sodass das Gemisch über dem Wasserbad erwärmt werden kann.
Die MIschung muss jetzt etwa 2 Stunden bei 40 Grad gehalten werden. Um die guten Inhaltsstoffe zu erhalten, darf die Temperatur des Öls nicht über 42 Grad liegen. Überprüfe das am besten alle 10 Minuten mit einem Thermometer.
Nach den 2 Stunden lasse das Öl abkühlen und seihe es durch ein Geschirrtuch oder ein Käsetuch.
Das fertige Öl kannst du nun in eine Glasflasche füllen und gut verschließen.
Eine heilende Kastanien – Salbe herstellen
Für eine Kastanien – Salbe brauchst du nur 180ml Kastanien – Öl und 60g Carnauba – Wachs oder Bienenwachs. Carnauba – Wachs ist eine vegane Alternative zum Bienenwachs und verleiht der Salbe sowohl eine gute Festigkeit als auch Glanz.
Die Zubereitung ist einfach: Erwärme das Kastanienöl auf 40 Grad im Wasserbad. Gib das Carnaubawachs/ Bienenwachs zu und rühre, bis es sich vollständig im Öl aufgelöst hat.
Prüfe die Konsistenz, indem du einen Holzspatel in das Ölgemisch tauchst und ihn für 10-15 Minuten in den Kühlschrank legst. Ist die Probe noch zu flüssig, gib einfach noch etwas Carnaubawachs oder Bienenwachs zu. Falls sie zu fest ist, kannst du noch etwas Öl zugeben.
Hast du die perfekte Konsistenz erreicht, kannst du die Salbe noch mit ein paar Tropfen eines ätherischen Öls deiner Wahl (bspw. Lavendelöl) „beduften“.
Fülle die abgekühlte Salbe am besten in einen Glastiegel. Sie hält sich dank dem enthaltenen Wachs mindestens mehrere Monate.
Zum Schluss
Kastanien: Das kleine Wunder für Haushalt und Schönheit ist vielseitig nutzbar.
Zwei verschiedene Kastanienarten sind in unseren Breiten beheimatet: die Edelkastanie und die Rosskastanie. Die Edelkastanie ist essbar und beispielsweise in Österreich und in der Schweiz sehr beliebt. Die Rosskastanie eignet sich dagegen nicht zum Essen. Sie hat jedoch ihre Vorzüge besonders als biologisches Waschmittel sowie zur Heilung und Pflege.
Die hier beschriebenen Möglichkeiten der Verwendung von Rosskastanien sollen eine kleine Anregung sein und sind bei weitem nicht vollständig. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese Rezepte auszuprobieren, aber auch eigene Ideen und Rezepte zu entwickeln.
Bleib oder werde gesund und pass gut auf dich auf!